Kleine Münsterländer

vom Selenter See

Ausbildung 

Der Kleine Münsterländer ist ein hervorragender Jagdgebrauchshund, der aber aufgrund seines Wesens und auch seiner mittleren Größe sehr gut gleichzeitig als Familienhund gehalten werden kann.

Der Kleine Münsterländer ist ein lebhafter Arbeitshund, der seine Erfüllung in der Ausübung der Jagd findet.

Er braucht aber auch eine konsequente Hand, die ihn zu einem tauglichen Jagdhelfer ausbildet. Der Kleine Münsterländer ist sehr intelligent und führerbezogen, aber er nutzt aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe auch gerne die Schwächen einer inkonsequenten Führung aus. 

Gerade in den ersten beiden Lebensjahren ist die Ausbildung des Kleinen Münsterländers zeitintensiv. Es beginnt mit der VJP im Frühjahr, wird im Herbst mit der HZP fortgesetzt und endet ebenfalls im Herbst mit mindestens der Brauchbarkeitsprüfung, bestenfalls aber mit einer bestandenen VGP.

WAS  HÄNSCHEN  NICHT  LERNT,  LERNT  HANS NIMMER  MEHR    (oder nur noch mit mehr Aufwand) !!!   

Nur wer bereits mit seinem gut ausgebildeten Jagdhund Erfahrungen in der Natur gemacht hat, ganz egal, ob auf einer Gesellschaftsjagd, bei der Wasserjagd oder bei einer Nachsuche, weiß, was Teamarbeit hier bedeutet und wie wichtig es ist, sich auf seinen Jagdgefährten verlassen zu können.

Dazu ist es notwendig, eine Beziehung zu dem Hund aufzubauen und  so sein Wesen besser kennen zu lernen.

Einen Hund auszubilden heißt, ihn unter Berücksichtigung seiner Verhaltensbiologie Erfahrungen machen zu lassen, aufgrund derer die für sein spezielles "Berufsbild" wesentlichen Verhaltensweisen gefördert, gelernt werden. Der Ausbilder muß über bestimmte Eigenschaften verfügen und Hilfsmittel zweckgerichtet anwenden.  

Der Ausbilder muß Kenntnisse von der Verhaltensbiologie der Hunde haben wie auch von den Ausbildungsmitteln. Er muß Zeit haben, beherrscht, geduldig, konsequent und tierlieb sein.  

Das Wissen um die Verhaltungsbiologie umfaßt die Kenntnis der Entwicklungsphasen (Prägungs-, Sozialisierungs-, Rangordnungs-, und Rudelordnungsphase) sowie die Lern- (und Lehr-) prinzipien (klassische/instrumentelle Konditionierung; erfahrungsbedingtes Verhalten, Trieb und Reiz).

Die Praxis der Ausbildung beim zukünftigen Führer beginnt mit der "Übernahme" des Welpen mit ca. 8 Wochen nach der Prägungsphase ("Ausbildung beim Züchter"). Nach einer Eingewöhnung von wenigen Tagen Beginn einer Grundausbildung (Leinenführung, Sitzen, Ablegen), danach Apportierübungen bis zum Bringen von Wild auf Schleppen.  

Daneben im Revier Futterschleppen, sodann Schweißarbeit am Riemen. Wecken und Fördern der Wasserfreude, Vertrautmachen mit späterem "Arbeitsfeld", ("Erleben" der Umwelt mit allen Einflüssen in vertrauensvoller Gemeinsamkeit mit dem Führer). Behutsames Vertrautmachen mit Schüssen.  

Beachten: Ausbildung in kleinen Schritten und kurzen Ausbildungsphasen; Streß vermeiden; Zeit, Ort und Umfeld immer wechseln, keine Rücksichtnahme auf das Wetter. Gehorsam wird 24 Stunden am Tag verlangt.  

Ziel: Im Alter von 7 bis 9 Monaten sollte der Jagdhund bei normaler Veranlagung, richtiger Aufzucht, verhaltensbiologisch einfühlsamer Ausbildung seinen "Beruf" in den Grundzügen beherrschen, damit er behutsam in die Praxis eingeführt werden kann. Das bedeutet: Auf der Jagd steht der Hund im Vordergrund, Streß, Überforderung vermeiden!  

Bei Versagen im Einzelfall:  Zurückgreifen auf frühere Ausbildungsstadien. Fortentwickeln der Leistungen auf Prüfungen hin. 

 

 Entwicklungsphasen des Kleinen Münsterländer

Vegetative Phase 

Die ersten beiden Lebenswochen werden als vegetative Phase bezeichnet, da die Welpen hier noch völlig taub und blind sind. Das heißt, dass das Säugen quasi automatisch gesteuert wird. 

Übergangsphase

Die Übergangsphase liegt in der dritten Lebenswoche. Die Welpen öffnen zum ersten Mal ihre Augen, und auch der akustische Sinn erwacht. Die erste instinktgesteuerte Kontaktaufnahme zu den Wurfgeschwistern erfolgt.  

Prägungsphase 

In der vierten bis achten Lebenswoche erwachen die Lernfreude und der Nachahmungstrieb bei den Welpen. Der Züchter ist nun besonders gefragt, denn nun werden die Grundlagen des Wesens gelegt. Alles, was in dieser Zeit geprägt beziehungsweise nicht geprägt wird, bleibt in der Verhaltensweise eines Hundes erhalten. Erwünscht wird eine innerartliche Sozialisierung, eine allgemeine Prägung auf den Menschen, eine Selbstsicherheit gegenüber der Umwelt, Kontaktfreudigkeit, ein starker Spiel- und Lerntrieb. In der Obhut der Hündin und des Züchters werden die Welpen auf den Menschen und die Umwelt geprägt. Wichtig dabei ist der Kontakt zu anderen Menschen als dem Züchter. Auch reichlich Auslauf, Erkundungstouren sowie Spielmöglichkeiten müssen gegeben sein.   

Sozialisierungsphase

Auch in der Phase von der achten bis 13./14. Lebenswoche ist das Spielen mit Artgenossen und dem Menschen sehr wichtig. Der Welpe wird möglichst neuen Sinnesreizen und Eindrücken ausgesetzt, darf aber nicht überbelastet werden.  

Empfehlenswert ist die Teilnahme an einem Welpen- und Junghundekurs für Jagdhunde. Zucht- und Jagdgebrauchshundvereine bieten solche Kurse entsprechend auf die Altersabschnitte der Welpen und Junghunde abgestimmt an, wobei auch die Rasse und deren Verwendungszweck berücksichtigt werden.  

Mit der Übernahme des Welpen zu seinem neuen Besitzer beginnt nicht nur die Beziehungs- sondern auch die artgerechte Erziehungsarbeit.
Eine artgerechte Disziplinierung, Autoritätsaufbau und strikte Einhaltung von Regeln und Tabus sind zu beachten. Vermieden werden sollte das sture Drillen auf Einzelhandlungen. Der Welpe wird nun auch schrittweise mit dem Jagdbetrieb konfrontiert, zum Beispiel mittels Beutefangspielen an der Reizangel oder Futterschleppen. Wird die Sozialisierungsphase vom Hundeführer nicht richtig genutzt, sind Unsicherheit, ein übersteigertes Aggressionsverhalten, Verlassenheitsangst, Hemmungen des Lern- und Spielverhaltens und mangelnde Führigkeit vorprogrammiert. 

Rangordnungsphase

Ab der 14. bis 20. Lebenswoche wird die Rangordnung festgelegt. Der Begriff Rangordnung besagt zunächst, dass es innerhalb einer Gruppe rangmäßig höher und niedriger stehende Individuen gibt, wobei sich aus der jeweiligen Ranghöhe des Einzelnen eine gewisse Ordnung ergibt. Das erzieherische Spiel mit einer gewissen Konsequenz bleibt natürlich auch in dieser Phase das elementare Erziehungselement. Hier werden die Voraussetzungen zur Akzeptanz des Hundeführers als Rudelchef und zur Gefolgschaftstreue geschaffen. Die Führigkeit zeigt sich ausschließlich in der Zusammenarbeit mit dem Hundeführer. Der Hund ist bereit, dem von ihm anerkannten Meuteführer „Mensch“ ohne Zwangseinwirkung zu dienen.

Rudelordnungsphase
Ist der Welpe 20 bis 28 Wochen alt, ist die Zeit des Lernens in der Praxis, die über das simulierte Spiel hinausgeht, gekommen. Gerade jetzt ist streng darauf zu achten, dass der Hund Gefolgschaftstreue und Unterordnung als normalen Lebenszuschnitt begreift.

Pubertätsphase

Von der 28. bis 36. Lebenswoche beginnt ein neuer Lebensabschnitt.  In dieser Phase wird die Geduld des Hundeführers auf eine harte Probe gestellt. Alles bisher erlernte scheint der Hund auf einmal vergessen zu haben. Werden die Regeln, wie Konsequenz, artgerechte Disziplinierung und Tabuisierung, eingehalten, so wird diese Phase – genau wie bei menschlichen Jugendlichen – schnell ohne Schaden für ein späteres friedfertiges Miteinander überstanden.

 Nach 10 Monaten sollte die Erziehung abgeschlossen sein und die eigentliche Abrichtung des Jagdhundes intensiviert werden. Mit spätestens 30 Monaten ist diese abgeschlossen. Der Hund sollte nun zuverlässig und belastbar sein.

  


 

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